Wenn nichts mehr hilft... klinische Hypnose bei Erkrankungen und Schmerzen
Hypnose |
Hypnose ist so alt wie die Menschheit. Von Anfang an war in allen Kulturen die Trance als Mittel, um zu heilen oder Kontakt mit dem Unterbewussten aufzunehmen, bekannt. Die Sumerer nutzten sie, um Kranke im Schlaf zu heilen, im alten Rom vermittelte man Ratsuchenden damit den Kontakt zu den Göttern und auch in Ägypten war die wundersame Wirkung des sogenannten „Tempelschlafs“ begehrt.
Während der Zustand der Trance jedoch später zur Zeit der Inquisition als Teufelswerk betrachtet wurde, ist Hypnose heute wieder das, was sie eigentlich ausmacht: Ein phantastisches und schnell wirkendes Mittel zur Heilungsunterstützung und Verhaltensänderung. Immer mehr Zahnarztpraxen nutzen sie anstatt Betäubungsmitteln. Operationen unter Hypnose sind ebenso gut dokumentiert, wie ihr positiver Einfluss auf Tumorwachstum und psychosomatische Erkrankungen. Man setzt sie heute zum Abbau von Ängsten, zur Reduzierung von Schmerzen, zur Motivation, zur Leistungssteigerung im Sport genauso wie zur Raucherentwöhnung oder der Gewichtsreduzierung ein, um nur einige Anwendungsbeispiele zu nennen. Was ist eigentlich Hypnose? Der Begriff „Hypnose“ wurde um 1840 von James Braid, einem englischen Augenarzt, geprägt. „Hypnos“ ist der griechische Gott des Schlafes, und da Braid bei seinen Patienten einen schlafähnlichen Zustand zu beobachten glaubte, beschrieb er ihn mit dem bis heute gebräuchlichen Wort. Damit lag der gute alte James jedoch ziemlich daneben, denn der Zustand, in dem sich eine hypnotisierte Person befindet, hat mit Schlaf nicht wirklich etwas zu tun. Hypnose ist kein Schlaf! Auch Braid erkannte das später, doch der Begriff hatte sich schon fest eingebürgert. Es wäre jetzt müßig, auf Gehirnwellenaktivität, beteiligte Gehirnareale und physiologische Veränderungen einzugehen, um die Unterschiede zum Wachzustand oder Schlaf zu definieren. für den Interessierten findet sich in einschlägigen Büchern und im Internet genügend „Futter“, um sich damit längere Zeit zu beschäftigen. In der Literatur finden sich unzählige Definitionen von Hypnose, die sich je nach Zeitepoche und Hypnotiseur stark voneinander unterscheiden. Am einfachsten lässt sich die Wirkung von Hypnose am Modell des menschlichen Geistes erklären. Wohlgemerkt, das ist ein stark vereinfachtes Modell um Zusammenhänge zu erkennen, es erfüllt sicher nicht wissenschaftliche Kriterien. Grob gesagt, arbeitet der menschliche Geist auf zwei Ebenen, dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein (mit seinem primitiven Teil, dem Unbewussten). Das Bewusstsein: Ist der Teil, wo wir uns die meiste Zeit unseres Wachzustands aufhalten. Hier finden sich Logik, Vernunft, Entscheidungen und der Wille. Unser Bewusstsein analysiert und sucht Lösungen, es rationalisiert und will wissen, warum etwas passiert. Hier ist die Willenskraft, aber auch das Kurzzeitgedächtnis lokalisiert. Das Bewusstsein ist so etwas wie Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise, logisch und emotionslos bis in die Knochen! Man kann sich das Ganze wie einen Eisberg vorstellen. Über der Wasseroberfläche sind etwa 10% des Berges zu sehen, was dem Bewusstsein entspricht. Unter der Wasseroberfläche sind etwa 90% verborgen, diese 90% sind Das Unterbewusstsein Dieser Teil des Geistes ist wesentlich stärker und größer als das Bewusstsein. Hier sind alle Erfahrungen und alles Wissen gespeichert. Alles, was automatisch funktioniert, wird vom Unterbewusstsein gesteuert: Körperfunktionen, Immunabwehr, Schmerz, Stressreaktion, positive und negative Gefühle, Instinkte, Intuition, Gewohnheiten, Kreativität. Aber auch Dinge, wie die Sicht der Welt, Glaubenssysteme, Gewohnheiten, das Langzeitgedächtnis usw. Es funktioniert ähnlich einem Computer, hat für alles und jedes ein Programm, das meist unbeeinflusst vom Bewusstsein abläuft. Während die Grundprogramme, die das Funktionieren des Körpers und damit das Überleben garantieren (der primitive Teil, das sogenannte Unbewusste), also z.B. Blutdruckregulation, Immunabwehr, Steuerung von Atem und Herzschlag, Verdauung etc schon von Geburt an angelegt sind, haben wir unzählige Programme auf unsere Festplatte (Gehirn), die wir erst in der Kindheit bekommen. Eltern, Lehrer, Medien, Kirche, Schule, jeder hat uns erklärt, was gut/schlecht, moralisch/unmoralisch, erstrebenswert/ ablehnungswürdig ist. Als Kind hatten wir keine Möglichkeit, zu überprüfen, ob das, was wir da auf die Festplatte kriegen, sinnvoll ist und überhaupt stimmt, weil sich unser sogenannter Kritischer Faktor (auf den ich gleich noch komme) erst mit etwa acht Jahren herausbildet. Diese unbewussten Programme sind jedoch meist verantwortlich, wenn das Leben später nicht so läuft, wie es laufen sollte. Da sie aber im Unterbewusstsein verankert sind, lassen sie sich mit dem Bewusstsein nur sehr bedingt beeinflussen. Und dass das so ist, dafür sorgt der sogenannte „Kritische Faktor“. Dieser Genosse steht zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein wie ein Türsteher vor der Disko. Er lässt keine Information ins Unterbewusstsein, die nicht zu den Informationen passt, die da schon drin sind. Jemand, der z.B. Prüfungsangst hat (Unterbewusstsein) kann sich tausendmal einreden, dass es doch nicht so schlimm sei und er die Prüfung bestimmt bestehen wird (Bewusstsein), der kritische Faktor lässt diese Information nicht ins Unterbewusstsein und damit bleibt sie so gut wie wirkungslos. Wenn man nun Hypnose mit ein paar Worten definieren wollte, könnte man sagen: Hypnose ist die Umgehung des kritischen Faktors, um nützliche Informationen direkt ins Unterbewusstsein zu transportieren bzw. unbewußte Mechanismen, wie z.B. die Steuerung von Schmerzempfinden oder die Immunabwehr zu beeinflussen. Hypnose hat also nichts Magisches oder Geheimnisvolles an sich, sondern ist einfach eine tolle Möglichkeit, die gewaltigen Kräfte des Unterbewusstseins für unsere Zwecke zu nutzen. Kann Jeder hypnotisiert werden? Diese Fragestellung ist in sich schon nicht richtig. Denn man „wird“ nicht in diesen Zustand gebracht, sondern man begibt sich selbst dahin. Der Hypnotiseur hat nur anleitende Wirkung, keine „Macht“ über den Willen anderer Leute. Also müsste die Fragestellung eher heißen: Kann jeder in Trance gehen? Im Prinzip ja! Sicher gibt es individuelle Unterschiede, was Trancetiefe oder die Geschwindigkeit, mit der jemand in diesen Zustand geht, betrifft, aber auch hier gilt „Übung macht den Meister“ Voraussetzung sind allerdings 3 Faktoren Vorstellungskraft Konzentration Der Wille in Trance zu gehen. Wenn einer dieser Faktoren fehlt, wird Hypnose nicht funktionieren. Deshalb wird Hypnose bei Menschen mit sehr geringer Intelligenz nicht funktionieren, genauso wenig wie bei Menschen, die durch irgendein Ereignis abgelenkt sind oder das Ganze unter dem Aspekt betrachten „Na, dann zeig mal, ob du mich hypnotisieren kannst!“ Man kann sich das Ganze vorstellen, wie ein Apfel, den man jemand zuwirft. Der Werfer ist der Hypnotiseur, der Apfel ist die Hypnosetechnik und der Fänger ist derjenige, der in Trance gehen will. Man kann den besten Hypnotiseur, die tollste Hypnosetechnik haben, wenn der Fänger nicht absolut exakt das tut, was ihn der Hypnotiseur sagt (also den Apfel nicht fängt), wird die Hypnose nicht funktionieren. Ist Hypnose gefährlich? Nein, den Zustand der Trance erlebt man sowieso mehrmals täglich, z.B. bei Tagträumereien, beim Fahren längerer Autobahnstrecken oder in einer Vorlesung, wenn sie langweilig vor sich hindümpelt. Im Kino genauso wie beim Frisch-Verliebstsein oder beim Lesen eines spannenden Buches. Eine falsche Vorstellung von Hypnose, die durch Filmszenen mit „unheimlichen Hypnosemeistern“ oder durch Showhypnosen, bei denen die Hypnosewilligen zu James Bond mutieren, oft ins Gehirn zementiert wurde, ist die, dass man dabei willenlos ist, Geheimnisse ausplaudert, peinliche Dinge tut oder die Kontrolle verliert. Deshalb hier an dieser Stelle ganz deutlich: in einer therapeutischen Hypnose - kann man die Hypnose jederzeit unterbrechen, da man nicht schläft und deshalb auch wach ist - wird man nichts tun, was eigenen ethischen oder moralischen Vorstellungen widerspricht - behält man immer die Kontrolle und bestimmt selbst, was man aus der Trance mitnimmt und was nicht. Mancher Hypnose-Unerfahrener hat die Befürchtung, dass er aus der Trance nicht mehr zurück kommen könnte. Auch das wird nicht der Fall sein. In der ganzen Menschheitsgeschichte ist es noch nie passiert, dass jemand nicht mehr aus der Trance erwacht ist. Ist Hypnose esoterischer Hokuspokus? Nein, Hypnose ist ein wissenschaftlich überprüfbares Therapieverfahren. Hypnose ist seit 1955 in den USA und seit 1958 in England als Psychotherapieverfahren anerkannt. In Deutschland erfolgte die offizielle Anerkennung 2006. Selbst der Vatikan hat diese Methode bereits in den 50-iger Jahren als Heilverfahren anerkannt. |
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